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Portraits | Zeugnisse

Gefragte Alleskönner

Sepp Fink

 

 

Sie sind unsichtbare Geister, die in vielen Pfarren im Hintergrund arbeiten: Mesner & Mesnerinnen. Österreichweit gibt es 6.000. Sepp Fink im Porträt von Christopher Erben. 

 

Die Kirchenglocken schlagen acht Uhr. Sie läuten einen schönen Herbsttag in Hartberg in der Steiermark ein. Sepp Fink öffnet das Eingangstor zur Stadtpfarrkirche St. Martin – wie jeden Tag seit über 30 Jahren. Langsam geht er zum Altar, schaut sich dabei aufmerksam im Kirchenraum um. Vor dem Allerheiligsten bleibt er stehen und schließt seine Augen zu einem kurzen Gebet.

 

Sepp Fink ist gebürtiger Hartberger und seit seiner Jugend mit der Pfarrgemeinde eng verbunden. Als Mesner betreut Sepp Fink heute nicht nur die Pfarre Hartberg, sondern auch die Wallfahrtskirche Maria Lebing im Ortsgebiet von Hartberg, die zur Pfarre gehört. „Ich kenne meine Pfarre und meinen Pfarrer gut und die Leute kennen mich“, erzählt der 57-Jährige. Er liebt seinen Beruf – Mesner –, den er seit über 30 Jahren ausübt. Seit 20 Jahren ist er außerdem Bundesvorsitzender der Mesner Gemeinschaft Österreich. Ihr gehören über 6.000 Mesnerinnen und Mesner in Österreich und in Südtirol an. Lediglich 150 davon sind Vollzeit-Mesner wie Sepp Fink – die anderen sind ehrenamtlich tätig.

 

Gott nahe

Tatsächlich gibt es in vielen Pfarren ehrenamtliche Teams, die sich die Mesner-Arbeit aufteilen. Dennoch: „Als Mesner Gemeinschaft sind wir für alle Mesnerinnen und Mesner gleichermaßen da: egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder ehrenamtlich.“ Mesner bereiten nicht nur die Messfeier liturgisch vor, sie begleiten auch die Ministranten, kümmern sich um den Blumenschmuck, zünden die Kerzen an, läuten die Glocken. Das Aufgabenfeld von Mesnern ist vielfältig und variiert von Pfarre zu Pfarre.

 

Zur Routine geworden ist für Sepp Fink mittlerweile die Vorbereitung von Gottesdiensten; ebenso kleine Reparaturen oder Reinigungsarbeiten in der Pfarrkirche. Oft trommelt er dafür ein Team von Freiwilligen aus der Pfarrgemeinde zusammen. Ob Taufen, Hochzeiten oder Begräbnissen – jedes Mal sei er noch immer mit voller Begeisterung dabei. Oft verspüre er bei Taufen ein gewisses Prickeln, etwa wenn der Pfarrer nach der Segnung das Kind in die Höhe hält. Dann weiß er: Jetzt ist nicht nur er Gott ganz nahe.

 

Keine Nachwuchssorgen

Wer sich für das Berufsbild des Mesners interessiert, muss – ob haupt- oder ehrenamtlich – die Österreichische Mesner Schule absolvieren. Der Kurs besteht aus je einem dreitägigen Grund- und Abschlusskurs, in dem liturgische, theologische und fachliche Grundkenntnisse in Theorie und Praxis vermittelt werden. Der Abschluss wird durch ein Zertifikat bestätigt.

 

Nachwuchssorgen plagen die Gemeinschaft der Mesner im Übrigen nicht – denn tatsächlich sei das Interesse an dem Berufsstand bei jungen Menschen groß. Einige Mesner in den Pfarren seien 30 Jahre alt oder sogar jünger. Sepp Fink blickt zufrieden zum Altar seiner Pfarrkirche und schließt das Tor von außen wieder. „Mesner wird es so lange geben, wie es Kirchen in unserem Land gibt. Davon bin ich überzeugt.“

Christopher Erben

 

Infos: Mesner/in

Die genauen Aufgaben eines Mesners variieren von Ort zu Ort. Generell wird es als Dienst am Gottesdienstraum und dessen Einrichtung gesehen, wobei drei Arbeitsbereiche im Vordergrund stehen: der liturgische Dienst, die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern und die Arbeit in der Kirche bzw. an den Außenanlagen. Bei Interesse richtet man die Bewerbung direkt an die Pfarre. Der Besuch der Mesner Schule ist Pflicht, diese besteht aus zwei dreitätigen Kurseinheiten. Die nächsten Termine finden Sie auf der Homepage.

Mehr: www.mesner.at

 

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