Zwei Berufe, eine Berufung
Bernadette Eibl ist Pastoralassistentin in Telfs und zugleich Präfektin im Innsbrucker
Priesterseminar. In beiden Jobs geht es ihr darum, Menschen auf ihrem Weg zu einem reifen
Glaubensleben zu begleiten.
Wenn Bernadette Eibl Jugendliche fragt, ob sie nicht Theologie studieren wollen, antworten
diese meistens: „Nein, Religion ist mir zu fromm.“ „Nein, das ist nichts Frommes, da geht
es wirklich an die existenziellen Fragen. Das Warum, das Wozu und Woher“, muss sie dann erklären. Die bei jungen Menschen häufig spürbare Abneigung gegenüber Religion, Glaube und Theologie stammt laut der 35-Jährigen daher, dass wir es nicht gewohnt sind, in Glaubensfragen kritisch zu hinterfragen. Dabei müsste das doch das Ziel sein – „selbstverantwortlich im Glauben weiterzuwachsen“. Bernadette Eibl studierte Wirtschaft und Theologie. Heute ist sie Pastoralassistentin in Telfs in Tirol. Zusätzlich arbeitet sie als Präfektin im Priesterseminar Innsbruck in der Wirtschafts- und Ausbildungsleitung. Zwei Berufe, eine Berufung.
Glaube war für Eibl schon im Kindesalter wichtig, „damals natürlich ein kindlicher Glaube“, lacht sie. „Aber mich richtig damit auseinanderzusetzen und auch Theologie zu studieren, geht auf unseren damaligen Pfarrer in Axams zurück.“ Dieser brachte ihr bei, Dinge kritisch zu hinterfragen und dass es auch Antworten gibt, die sich einem erst mit der Zeit erschließen. „Der Pfarrer hat damals ganz offen mit uns über offene Fragen zur Theologie diskutiert.“
Raum für Austausch
Aus der richtigen Begleitung zu er-wachsen und damit erwachsen zu werden, das erlebe man leider viel zu selten, bedauert Eibl. Als Ergebnis bliebe oft dieser kindliche Glaube zurück, der sich nicht mit der Realität verträgt. „Meine Berufung sagt mir, Raum für guten Austausch zu schaffen, um darin wiederum neue Felder zu entdecken, in denen man sich berufen fühlt.“ Wo immer man versuche, Menschen zu sagen, wie genau sie sein müssen, was sie zu glauben haben, ohne auf ihre Fragen und Erfahrungen einzugehen, schrecke die Menschen eher ab, als dass man sie damit gewinne, so Eibl. Dabei sei gerade die Theologie ein idealer Ort, „Fragen zu stellen und auch selber zu denken – vor allem weil die Theologie die grundsätzlichen Fragen des Lebens behandelt“.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Priestern weiß Eibl zudem sehr gut, was ein werdender Priester an Qualifikationen mitbringen sollte. „Ich merke, dass es ganz wichtig ist, offen zu sein und sich dafür zu interessieren, wie es den Menschen geht“, sagt sie. Aber auch „offen zu sein für Menschen, die anders denken, und ihnen damit in der Pfarrgemeinde Heimat und Gemeinschaft zu bieten“. Halt finden Diese Gemeinschaft will Eibl als Pastoralassistentin für die Jugendlichen schaffen, damit sie aus diesen gemeinsamen Räumen „er-wachsen“ und auch später als „Er-Wachsene“ einen Platz finden, der Halt gibt. „Ob das jetzt durch Musik ist oder durch das Vorlesen einer Fürbitte – ich finde, da haben wir schon Potenzial, Menschen zu bestärken, sich selbstständig und selbstbewusst zu entwickeln.“
Um diesen Gedanken auch an die Jugend weiterzugeben, hat Eibl eine Bibelrunde ins Leben gerufen, in der nicht nur das Wort Gottes gelesen, sondern auch damit gearbeitet wird. „Meine Aufgabe ist es, zu motivieren und Räume zu öffnen.“ Denn erst, wenn man weiß, wie man sich am besten der Bibel annähert, kann man Texte verstehen. Vor allem gilt es, Stellen, die oft sehr bedrohlich wirken, aufzubrechen, um daraus lernen zu können.
Von Rainer Manzenreiter
Bernadette Eibl hat Wirtschaftswissenschaften sowie Theologie studiert, ist Pastoralassistentin in Telfs und Präfektin im Innsbrucker Priesterseminar.