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Schwerhörig oder spätberufen?

Moritz Windegger

 

 

Vom Journalisten zum Ordensmann: Mein Berufungsweg war kein gerader, er kannte manche Wendungen. Das Leben in die Hand zu nehmen, war eine gute Wahl.

 

 

Der Begriff „Spätberufener“ irritiert mich meistens: Obschon erst mit 36 Jahren eingetreten, fühlte ich mich damit nie richtig angesprochen. Die Frage nach dem Ordensleben begleitet mich in Wirklichkeit seit meiner Zeit im Franziskanergymnasium Bozen. Oder besser gesagt: Seit ich in der Bozner Franziskanerkirche Ministrant geworden bin. Als Bub lernte ich die Mitbrüder „von der anderen Seite der Klostermauer“ kennen: Franziskaner – und das wunderte mich damals ein bisschen – sind alles Mögliche: Es gibt Kluge und betont Einfache, Sympathische und Nervöse, solche, die hauptsächlich in Schule oder Wissenschaft tätig sind, und andere, für die ein Handwerk oder der soziale Dienst die hauptsächliche Lebensbeschäftigung darstellt. Im Grunde sind Franziskaner also wie alle Menschen. Ich fand das faszinierend.

 

Nach meiner Matura habe ich die Frage „vertagt“: Studieren in Padua, einige Jahre Lehrer, dann fast zehn Jahre Journalist bei den „Dolomiten“. Zwischen Lebensaben-teuer und Karriere verrinnt die Zeit. Die Vorstellung, Franziskaner zu werden, blitzte zwar immer wieder einmal auf. Dass das ein „Ruf“ sein könnte, auf den ich auch „hinhören“ sollte, war nur eine theoretische Überlegung. Einige wenige Menschen wussten davon, dass ich ernsthaft um diese Frage rang.

 

„Berufung ist heute“

Im Februar 2013 – das hat zunächst nichts mit Berufung zu tun – eilte ich über den Bozner Obstmarkt, als am Handy die Nachricht aufleuchtete „Benedikt XVI. zurückgetreten“. Für den Berichterstatter, den Journalisten war das eine fast alltägliche Herausforderung: Wie bereiten wir das für die Leser auf? Wen werden wir dazu befragen? Vorerst. Nach einem langen Arbeitstag ergriff mich dann eine erschreckende Erkenntnis: Heute hast du gespürt, wie „Geschichte passiert“, wie „die Zeit vergeht“. Es war dies der Auftakt einer Serie ähnlicher Momente: Wenn ich will, dass mein Leben nicht dadurch gestaltet wird, dass „einfach die Zeit vergeht“, muss ich es selbst in die Hand nehmen. „Die Berufung ist heute. Eine Sendung gilt der Gegenwart“, nennt Papst Franziskus das.

 

Herausfordernd war das Heraus-Lösen aus einem detailliert gestalteten Leben: Ich hatte einen Beruf, der mir Freude machte und in dem ich auch Erfolg hatte; außerdem ein starkes soziales Umfeld aus Freunden und in Vereinen. Erneut fing ich an zu grübeln, dann wurde mir klar: Ein solcher „Schnitt“ muss rasch und eindeutig organisiert sein. Dass mir das gelungen ist, war auch der umsichtigen Art des Franziskanerprovinzials und der verständnisvollen Reaktion meines Chefredakteurs zu verdanken. Und so bin ich im September 2014 ins Postulat der Franziskaner gezogen.

 

Nur vier Wochen zuvor hatte ich den Entschluss einem breiteren Umfeld kundgetan. Als ich in der Redaktion ankündigte, mein Leben anders zu gestalten und ins Kloster zu gehen, hat es einigen Kollegen die Sprache verschlagen. Journalisten eines Tagblattes sind gewohnt, alles Mögliche zu verarbeiten: menschliche Abgründe, Tragödien, wunderbare Ereignisse, Siege oder Niederlagen. Aber dass ein Mensch ins Kloster geht, überfordert offenbar alle Routine. Spätestens da wurde mir klar, dass es für mich wirklich Zeit war. Es gibt wohl keine „Spätberufenen“, sondern allenfalls „Schwerhörige“. Die mit ihrer Antwort auf den Ruf etwas länger brauchen.

 

Zum Autor

Moritz Windegger ist 1977 in Bozen geboren. Er war Journalist und ist mit Mitte dreißig in den Franziskanerorden eingetreten. Er lebt und studiert aktuell in Graz. Mehr über die Lebensweise und Spiritualität der Franziskaner erfahren Sie auf der Homepage der Gemeinschaft: www.franziskaner.at

 

 – das Zentrum für Begegnung und Berufung der Ordensgemeinschaften Österreich – stellt in Kooperation mit dem Canisiuswerk Berufungswege von Ordensleuten vor.

 www.quovadis.or.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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