David Karer

Für uns als angehende Priester ist die Liturgie ein ständiger Begleiter durch den Alltag und hat einen besonders großen Stellenwert in unserem geistlichen Leben. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass sich die Liturgie nicht nur aus Brauchtum und Tradition zusammensetzt, sondern versucht, Gottes Heilsgeschehen an uns Menschen in den verschiedensten Lebenslagen sichtbar zu machen und dabei gleichzeitig ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Um ein solches Geschehen sichtbar zu machen, braucht es ein gutes theologisches Verständnis und viel Fingerspitzengefühl.

Wenn wir als Seminargemeinschaft einen Gottesdienst feiern wollen, sei es ein einfaches Stundengebet oder eine feierliche Messe, stehen uns entweder die barocke Priesterseminarkirche oder die moderne Priesterseminarkapelle zur Verfügung. Die liturgische Vorbereitung ist dann uns Seminaristen selbst überlassen. Hierbei sammeln wir wertvolle Erfahrungen für unser späteres Pfarrleben. Die jüngeren Seminaristen werden von den Semesterälteren beraten und unterstützt. Besondere Höhepunkte im Jahreskreis sind vor allem die Weihnachts- und Osterzeit. In der Adventszeit ist es zur Tradition geworden, dass wir in einer der ältesten Kirchen in Österreich, der St. Martins Kirche am Römerberg eine Rorate feiern. Die gemeinsame Weihnachtsfeier selbst wird jedes Jahr vom Seminarsprecher organisiert und moderiert. Das besonders Schöne an unserer Weihnachtsfeier ist, dass hier unsere Internationalität zum Vorschein kommt.

Es werden neben unseren Klassikern auch afrikanische, ungarische und kroatische Weihnachtslieder gesungen. Die liturgisch gesehen dichteste Zeit beginnt jedoch mit dem Palmsonntag und gipfelt in der Osternachtsfeier. Passend zum Frühling und zum Marienmonat Mai feiern wir auch Maiandachten unter freiem Himmel. Vor allem in den geprägten Zeiten nehmen wir Seminaristen auch im Dom als Ministranten, Lektoren und Akolythen liturgische Aufgaben wahr. Die Beauftragungen des Lektors, Akolythen und die Admissio finden im Priesterseminar im Rahmen einer heiligen Messe oder einer feierlichen Vesper statt. Das Seminaristen-Dasein selbst endet mit der Priesterweihe am Hochfest Peter und Paul im Linzer Mariendom Ende Juni. In all diesen Feiern wird uns immer wieder neu bewusst, worauf es im Glauben ankommt und wie wir diesen sichtbar und erfahrbar machen können.

DAVID KARER

Seminarist, Linz