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DIÖZESE Feldkirch
Thomas Erlacher
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Mit schön brav ist da nichts beim THEO-Preis. Kritisch sind sie, die vorwissenschaftlichen Arbeiten im Fach Religion, die für den THEO-Preis 2022 eingereicht wurden. Kritisch sind sie und sollen es auch bleiben und jetzt stehen die drei Preisträger:innen fest.
Wer seine vorwissenschaftliche Arbeit zum THEO-Preis einreicht, der ist schon einmal "sehr gut". Will heißen, dass alle eingereichten Arbeiten von den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern mit einem "Sehr gut" beurteilt worden sind. Die Besten der Besten wurden dann von der THEO-Preisjury ausgewählt und die machte sich die Wahl nicht leicht. Über die Sommermonate wurden alle sieben Einreichungen studiert, durchdacht und auf Herz und Nieren abgeklopft. Im September dann traf man - sprich Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum, Jugendseelsorger Fabian Jochum, Thomas Erlacher und Franziska Römelt von der Berufungspastoral und Philipp Supper, Referent des Bischofs - sich zur Jurysitzung. Und dort galt es wieder, die Favoritinnen und Favoriten mit Argumenten und Gegenargumenten zu nominieren. Langer Rede kurzer Sinn, die Entscheidung wurde getroffen und mit Benjamin Piller vom Collegium Bernardi, mit Lea Baur, Josefina Juen und Noreen Rützler von der HLW Rankweil und Johanna Bösch vom BG Lustenau fanden sich die Preisträger:innen der ersten drei Plätze. Die wurden in einer kleinen Gala inklusive Preisübergabe durch den Bischof gemeinsam mit allen anderen Einreichenden gebührend gefeiert.
Wirklich "nur" ein Tier?
Und welche Themen fand man da? Überraschendes, Kritisches und sehr Aktuelles. Johanna Bösch, deren Arbeit auf dem dritten Platz landete, wog beispielsweise ab, ob die "Goldene Regel" auch auf Tiere anzuwenden sei. Die Antwort: Ja, sie ist es - in Teilen. Denn es gibt durchaus Tiere, die ein ausgeprägtes Sozialverhalten zeigen, die ein Ich-Bewusstsein entwickeln können und die sehr wohl fähig sind zu empfinden. Das lässt das bloße "Nutztier" in einem ganz anderen Licht erscheinen. Und Johanna Bösch, angehende Studentin der Tiermedizin, zeigt klar die Konsequenzen einer ernstgenommenen Tierethik auf: vom Ende der konventionellen Fleischindustrie bis hin zu den Auswirkungen auf das Klima.
Leben auf der Straße
Mit Lea Baur, Josefina Juen und Noreen Rützler beschäftigten sich drei Schüler:innen der HLW Rankweil mit dem sehr oft an den Rand gedrängten Thema der Obdachlosigkeit in Vorarlberg. Ja, in Vorarlberg gibt es Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Nein, ihre Biografien sind nicht alle ident. Die drei jungen Frauen haben sich mit Wegen in und aus der Obdachlosigkeit beschäftigt, haben Faktoren benannt, die hier im Hintergrund mitspielen und zu guter Letzt wurde das gemeinsame Projekt mit einer Kleiderspenden-Aktion nicht nur in der Theorie realisiert. Damit ergatterten sie den zweiten Platz für ihr Projekt in Theorie und Praxis.
Die Würde der Sterbenden
Gesellschaftskritisch blieb es auch auf Platz Eins. Assistierter Suizid stand da groß über der vorwissenschaftlichen Arbeitvon Benjamin Piller. Der Grund, warum er sich mit dem Thema befasste, war ein durch und durch persönlicher: sein Großvater, der im Sommer bevor Benjamin Piller seine Arbeit zu schreiben begann, in den Niederlanden starb.
Zu Beginn seiner Arbeit war seine Position klar, erklärt Benjamin Piller im Gespräch. Die Beschäftigung mit den aktuellen Debatten, die Interviews, die er u. a. mit Bischof Benno Elbs genauso aber auch mit Palliativmediziner Otto Gehmacher oder Renate Bonetti vom Schweizerischen Verein Exit - der Freitodbegleitungen anbietet - führte, habe seine Meinung dann noch einmal geprägt. Und ja, er sehe auch Parallelen in den Anliegen aller drei Interviewpartner:innen. Zum Beispiel? "Dass es im Kern um die Würde des Sterbens geht", erklärt Benjamin Piller. Eine markige Ansage, die deutlich macht, auf welchem Reflexionsniveau sich die eingereichten Arbeiten bewegten.
Was das kann und was das soll
Was bewirken nun Initiativen wie der THEO-Preis? Sie zeigen zum einen was zeitgemäßer, kritischer Religionsunterricht an Schulen leistet. Sie sorgen auch durch die Perspektive der Theologie immer wieder für neue Impulse in allgegenwärtigen Diskussionen und sie sind bester Beweis dafür, dass es sich lohnt, Dinge neu und unkonventionell zu denken.
THEO-Preis
Die THEO-Preise wurden heuer zum zweiten Mal verliehen. Eingereicht werden können vorwissenschaftliche Arbeiten im Fach Religion, die mit "Sehr gut" bewertet worden sind. Der erste Platz wird mit 500 Euro unterstützt, der zweite mit 200 Euro und der dritte mit 100 Euro.
Preisträger:innen 2022