Gebetstag um geistliche Berufe

Das könnte auch eine Kurzformel der weihnachtlichen Botschaft von der Menschwerdung Gottes sein und zudem ein Berufungsauftrag: Wir haben ihn gesehen! Den von Gott Gesandten und Gesalbten, den, der sich den Menschen zuwendet, Heil und Leben stiftet, den von Gott Bezeugten und von den Menschen Geglaubten, den von uns und für uns Gekreuzigten, den von den Frauen und Männern in seiner Auferstehung Erkannten, den, der unter uns und mit uns ist, in der Kirche, in unserem Fragen, in unserem Verzagen, in der Erfolglosigkeit und in unserem Wagen und Finden.

Wir haben den Messias gefunden! Und nicht: Wie können wir die Kirche sichtbar und greifbar machen oder wie kann ich leierhaft wiederholen: „Was würde Jesus heute sagen?“ Berufung ist Begegnung mit ihm, ist ein Berührt-Werden von ihm, Berufung heißt: sich von ihm in Anspruch nehmen lassen. Berufung verlangt aber auch Kreativität und den Mut zum Unvorhersehbaren. Im Unmöglichen des Lebens die unerwarteten Möglichkeiten Gottes zu entdecken, bleibt eine Zumutung. Kann man Berufung planen? Wahrscheinlich so wenig wie wirkliche Begegnung, die eine Wende des Lebens bringt. Berufung, die Gott will, heißt wohl: Du wirst leben! Auch dann, wenn du stolperst, zweifelst und mit dir, Gott und den Menschen haderst. Berufung bleibt eine aufregende Geschichte, der Ausgang ist nie festgelegt.

Gebet

Gott,

ich danke für Deine Geduld mit mir.

Wenn ich Schluss mache,

setzt Du einen Anfang.

Wenn ich aufgebe,

gehst Du mir nach.

Lass mich erahnen,

was Du von mir willst.

Pater Karl Schauer OSB