Im Rahmen der 100-Jahr-Feierlichkeiten des Canisiuswerkes am 31. Jänner 2018 lud das Canisuswerk im Rahmen eines Tags der offenen Tür zu einem Pressegespräch mit Bischof Wilhelm Krautwaschl, Referatsbischof für Berufungspastoral. Galerie
Blick auf das Thema Berufung weiten
Das Thema Berufungspastoral wird in Österreich nach wie vor zu begrenzt bzw. auf die unmittelbare Rekrutierung von Priester- oder Ordensnachwuchs fokussiert gedacht. Das hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl im Rahmen eines Pressegesprächs am Mittwoch in Wien betont. Der sperrige Begriff der Berufungspastoral müsse heute dahingehend erweitert werden, dass Kirche Menschen generell auf der Suche nach ihrem Weg im Leben an die Hand nehmen müsse. Nur so komme man aus einem gewissen "Jammer-Modus" heraus, in den man kirchlicherseits "angesichts rückläufiger Priester- und Ordensberufungen gerne verfällt", so Krautwaschl.
Zuversichtlich zeigte sich der Bischof in dem Zusammenhang auch im Blick auf die vom Papst zum Thema Jugend und Berufung angesetzte Bischofssynode im Herbst: Die Synode werde dazu beitragen, "den Blick auf das Thema zu weiten" und für die Berufungspastoral in Österreich wertvolle Impulse bringen: "Wir müssen begreifen, dass das Ringen junger Menschen um Lebensentscheidungen, dass ihr Suchen nach einem Sinn und Ziel ihres Lebens heute die entscheidende Frage ist, an die wir auch als Kirche anknüpfen müssen."
Gründung in den Wirren des Ersten Weltkrieges
Offiziell gegründet wurde das Canisiuswerk auf den Trümmern des Ersten Weltkrieges am 31. Jänner 1918. Initiator und Vorsitzender des damaligen Vereins zur "geistigen und materiellen Förderung der Heranbildung katholischer Welt- und Ordenspriester" sowie zur "Unterstützung katholischer Studenten, welche sich auf Laienberufe vorbereiten" war der Direktor der Bürgerschule in Wien-Kaisermühlen, Josef Moser. Über 4.000 Priester sind im Laufe der vergangenen 100 Jahre vom Canisiuswerk finanziell und ideell unterstützt und gefördert worden. Gegenwärtig sind es rund 90 Seminaristen, die das Werk mit Stipendien oder Fortbildungsangeboten fördert.
Seit Mitte der 1950er Jahre unterhielt das Canisiuswerk u.a. in Horn das "Canisiusheim" - zunächst als Seminar für "Spätberufene", später als Sitz des "Propädeutikums" - des Vorbereitungsjahres auf die Priesterausbildung. Rund 850 Studenten haben dort im Laufe der Jahre die Matura oder die Studienberechtigungsprüfung abgelegt und ihr Propädeutikum absolviert. Etwa 300 in Horn ausgebildete Studenten arbeiten derzeit als Priester in allen österreichischen Diözesen, zahlreiche weitere Absolventen sind zu Verantwortungsträgern in Kirche und Gesellschaft geworden. Dringend notwendige Sanierungsarbeiten an dem zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sowie eine veränderte Bildungslandschaft führten schließlich Ende 2017 zum Verkauf des Objekts.
Heute fördert und führt das Canisiuswerk Initiativen der Berufungspastoral in Zusammenarbeit mit den Orden, anderen Gemeinschaften und Einrichtungen der Kirche auf nationaler wie diözesaner Ebene durch. Weiters vergibt das Canisiuswerk Stipendien an bedürftige Personen auf dem Weg zu einem geistlichen Beruf und Förderungen für Projekte der Berufungspastoral.
Kathpress/Henning Klingen