SEELSORGER Josef Moser

Gründer des Canisiuswerkes

 

 

Der Versuch von Msgr. Franz Grabenwöger (1985 bis 2002 stellvertretender Präsident des Canisiuswerkes), ein möglichst wirklichkeitsnahes Bildes der Gründerpersönlichkeit zu zeichen.

 

Kardinal Gustav Piffl, Erzbischof von Wien in den Jahren 1913 – 32, charakterisierte den Wiener Bürgerschuldirektor von Kaisermühlen, Josef Moser, den Gründer des Canisiuswerkes, einmal mit den Worten: „Sie leiten das Canisiuswerk mit der Seele“.

 

Porträtbilder dieses Mannes (z. B. im Canisiuswerk oder im Canisiusheim Horn) zeigen uns:

  • einen „Feschak“ von echter Wiener Prägung
  • einen selbstbewusst blickenden Direktor – Manager würde man heute sagen
  • einen treuen Katholiken – mit einem päpstlichen Orden ausgezeichnet – für den Glaube, Kirche, geistliche Berufe große Anliegen sind
  • einen Stellvertreter, der sich für viele andere verantwortlich weiß.

Priester oder Lehrer 

Geboren wird Josef Moser am 14.2.1866 in Salzburg. Sein früh verstorbener Vater hätte Josef gerne als Priester gesehen; sein Weg führt ihn aber in die Salzburger Lehrerbildungsanstalt und nach deren Abschluss in den Schuldienst in Niederösterreich (Leobersdorf, Weikendorf) und in Wien.

 

Der junge Pädagoge trägt sich immer noch mit dem Gedanken, Jesuit oder Kapuziner zu werden. 1898 heiratet er jedoch in Maria Plain seine ehemalige Wiener Schülerin, Melanie Stenzel. Die Hochzeitstafel gibt es im Salzburger Ursulinenkloster.

Schon damals ist Moser Präsident des katholischen Lehrerbundes für Österreich, tritt als Dichter und Schriftsteller in Erscheinung (z. B. mit einem Festgruß zum 75. Geburtstag von Pfarrer Sebastian Kneipp). Eine „Christliche Schul- und Elternzeitung“ – später „Fels“ – und „Das neue Österreich“ zeigen seine journalistische Handschrift.

 

Exzellenter Redner 

1902 wird der betont kirchliche Lehrer Direktor der Bürgerschule im Wiener Arbeiterbezirk Kaisermühlen und bleibt es bis 1919. Dort organisiert er Schulausflüge mit Sonderzügen auf den Semmering und mit Schiffen in die Wachau. Als exzellenter Redner wirbt er gemeinsam mit Bürgermeister Karl Lueger und dem Wiener Männerseelsorger Pater Heinrich Abel immer wieder für die Anliegen der katholischen Schule und gründet in Kaisermühlen eine „Männersodalität“.

 

In den Kriegsjahren richtet der Direktor eine öffentliche Ausspeisung für 3.000 Kinder an Freitischen bei Wirten ein, lädt zu einer „Kriegsfirmung“ hunderte junge Menschen ein, wirbt für eine intensivere Pflege der Schrebergärten.

 

Gegen die seelsorgliche Not 

Schuldirektor Moser bedrängt neben den Schulfragen schon seit Jahren die seelsorgliche Not in den übergroßen Wiener Stadtpfarren mit einer Katholikenanzahl bis zu 75.000!

Seine Pläne eines Werkes zur Abhilfe dieser damals großen kirchlichen Sorge eines Priesternotstandes (im Vergleich zu heute noch goldene Zeiten!) stoßen auf offene Ohren und Hände beim Wiener Erzbischof Kardinal Gustav Piffl.

 

Meisterhafte Öffentlichkeitsarbeit 

So kommt es am 31. Jänner 1918 im Konsistorialsaal des Wiener Bischofshauses zur konstituierenden Sitzung des neugegründeten Canisiuswerkes – bewusst nicht als Verein bezeichnet: Kardinal Piffl übernimmt spontan die Präsidentschaft. Moser wird Direktor und man beschließt eine „großzügigste Propaganda“.

Bei der Startveranstaltung am 21.4. (wahrscheinlich im Musikvereinssaal) feiern bereits 1.500 Mitglieder mit.

 

Im Frühjahr 1919 werden Büroräume in Wien I, Neutorgasse 17 bezogen. Moser geht als Schuldirektor in Pension, um sich ganz seiner Leidenschaft, dem Canisiuswerk, widmen zu können: „Mitteilungen“ an Religionsprofessoren und Eltern werden versendet, um regelmäßig in Schule und Familie auf den Priesterberuf aufmerksam zu machen.

Diözesanstellen werden in Salzburg und Innsbruck gegründet, Ferienaktionen für Studenten organisiert und eine Buchhandlung wird im 6. Wiener Gemeindebezirk, gemeinsam mit dem Ordenshaus St. Gabriel, eröffnet.

Frau Moser regt indessen in den Pfarren Gebetsgemeinschaften für angehende Priesterstudenten an und nennt sie „Opferseelen“.

 

1922 stellt Kardinal Piffl sein „Sommerschloss“ in Wien-Ober St. Veit als Konvikt für Gymnasiasten zur Verfügung – fast eine Vorstufe zum heutigen Propädeutikum! Im September 1923 nimmt das Konvikt mit 18 Studenten den Betrieb auf. Die Wiener Stadtpfarren unterstützen dieses Vorhaben finanziell.

 

Bald ist es Moser möglich, sogar Priesterstudenten in Deutschland zu unterstützen; er wirbt für seine Idee der Förderung auch in Tschechien und Italien. Dafür holt er sich wieder (wie bereits 1900 von Papst Leo XIII.) den Segen des Papstes in einer Privataudienz – und zwar von Pius XI. im Februar 1924.

 

Regelmäßig erscheinen die Monatsmitteilungen „Quatemberstimmen“, später wird daraus die „Volksseele“ und ab 1966 unser heutiges „miteinander“.

 

Die „Opferseelen“ der Frau Moser erreichen in österreichischen und deutschen Frauenklöstern mehr als 2.000 Beterinnen. Mit ihrer Idee von einer „Thronerhebung des Hl. Herzens Jesu“ will sie auch das regelmäßige Gebet zu Christus, dem König, in die Familien bringen und nicht nur die wiederholten Bitten um Spenden.

 

1925 wird durch die Heiligsprechung des Petrus Canisius die visionäre Namensgebung für das Werk gesamtkirchlich gewürdigt.

 

Zum 60. Geburtstag erhält Direktor Moser das Komturkreuz des päpstlichen Gregoriusordens überreicht.

 

Sehr wichtig ist ihm die Öffentlichkeitsarbeit durch die Zeitschrift und eine glanzvolle Jahresversammlung, meist im Wiener Musikvereinssaal mit Rednern wie etwa Prälat Ignaz Seipel.

 

Auch eine umfassende religiöse Bildungsarbeit gilt ihm als wichtige Säule des Werkes: So wird ein Hirtenbrief von Kardinal Piffl gegen die Freidenkerbewegung von 300 Canisiushelfern an 156.000 Wiener Haushalte verteilt.

 

Das Canisiuswerk unter Direktor Moser will aber nicht nur die Priesternot in Wien beheben, sondern auch die damals spürbare Kirchennot. So treibt er ab 1930 der Plan voran, in Wien 17 eine Stadtrandkirche als „Herz-Jesu-Sühnekirche“ zu bauen: Nochmals rührt der bereits kranke Direktor Moser die Werbetrommel, sammelt Spenden, sodass am 25. Oktober 1931 der Grundstein für den Kirchenbau gesegnet werden kann, unmittelbar vor der jährlichen Festversammlung des Werkes.

 

Beeindruckendes Lebenswerk

Die „Seele des Canisiuswerkes“ stirbt am 13. November 1931. Mosers Begräbnis gestaltet sich zu einer Dankfeier für den ersten Direktor des Canisiuswerkes: Von den Büroräumen in der Neutorgasse zieht der Kondukt zur Schottenkirche. Dort nehmen Bundespräsident Miklas, Kardinal Piffl. der päpstliche Nuntius, Prälat Seipel und 300 Priester Abschied.

Am Grab, nahe „seiner“ Herz-Jesu-Sühnekirche, spricht Minister a. D. Dr. Theodor Innitzer Abschiedsworte.

 

Das Lebenswerk des verstorbenen „Leiters mit der Seele“ kann sich sehen lassen: 1931 sind bereits 131 Schützlinge des Canisiuswerkes zu Priestern geweiht worden, mehr als 800 Studenten in fast allen Knaben- und Priesterseminarien aus Österreich, Deutschland, Tschechien und Südtirol werden unterstützt. Ein werkseigenes Konvikt gibt es neben Wien auch in Feldkirch.

 

Heute, Jahrzehnte später, stehen wir immer noch mit Bewunderung vor dem Bild von Josef Moser und fragen, was würde er dem Canisiuswerk und der Kirche von Österreich heute sagen und raten:

 

  • Ohne die schützende und helfende Hand von Kardinal Gustav Piffl hätte das Canisiuswerk nie gegründet werden können: Ich wünsche den Verantwortlichen von heute, dass die Bischöfe Österreichs sich ähnlich konsequent und energisch für die Ziele des Canisiuswerkes einsetzen.
  • Jetzt seid ihr ein päpstliches Werk! Aber verlasst euch in der Sorge um geistliche und kirchliche Berufe in jeder Form nicht nur auf Erlässe von oben, macht diese Berufe mit Hilfe der Bischöfe zu einem Gesprächsthema, wenigstens in der kirchlichen Welt!
  • Sucht Einzelpersonen, Frauen oder Männer, die sich mehr als der Durchschnitt der Katholiken diese Sorge der Kirche um geistliche und kirchliche Berufe zu eigen machen: Eltern, Religionslehrer, Pfarrgemeinderäte, Absolventen kirchlicher Schulen …
  • Habt Mut, alle Kräfte einer Diözese oder einer Ordensgemeinschaft sinnvoll und strategisch zu bündeln! Probiert neue Formen der Berufungspastoral ohne zu jammern und zu lamentieren: Gebetsrunden, Medienarbeit, Spätberufene, Energie für die Seele tanken …

So kann das Canisiuswerk unter dem Schutz seines Namenspatrons, des heiligen Petrus Canisius, in die Zukunft gehen, der der Kirche (von Wien) in schwerer Zeit gedient hat.

Franz Grabenwöger

 

Msgr. Franz Grabenwöger war von 1985 bis 2002 stellvertretender Präsident des Canisiuswerkes.

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